Mit Herrn Mag. Walter Lawitschka verlässt am Ende des Schuljahres 2021/22 ein rundum engagierter Lehrer die Bachgasse und geht in Pension. Rund 39 Jahre war Mag. Lawitschka nicht nur für die Bewegung der Kinder im Einsatz, auch an der Schule hat der engagierte Pädagoge als Lehrervertreter im SGA und Kustos für Sport viel bewegt. Wir baten zum Interview und haben viel über den Beruf und die Berufung eines Lehrers erfahren:
1. Elternverein Bachgasse: Wie lange haben Sie an der Bachgasse unterrichtet?
Mag. Walter Lawitschka: beinahe 40 Jahre; seit September 1983.
2. EV: Was schätzen Sie besonders am BG Bachgasse?
WL: Der erste Eindruck war sehr herzlich, ich fühlte mich sofort integriert. Für mich war das besonders toll, denn ich kam selber aus einer sehr strengen Schule. Damals war in der Bachgasse Frau Hofrat Brigitte Mayerhofer Direktorin, die mich sehr herzlich aufgenommen hat.
Die Außenanlagen der Bachgasse sind ja großzügig und sehr wichtig, denn Frischluft braucht man nicht nur körperlich sondern auch geistig. Besonders an der Bachgasse ist für mich auch das harmonische Miteinander, auch unter den Kolleg*innen, das ist nicht überall so.
3. EV: Gibt es Schwerpunkte und Aktionen an der Schule die Ihnen besonders am Herzen liegen?
WL: Jetzt tut sich viel an der Schule, sehr viel Neues kommt wie die kreativen Freifächer, das finde ich sehr spannend. Aber auch in der Vergangenheit hatten wir tolle Aktionen wie den Schokolade-Workshop von Südwind (https://www.suedwind.at ) und viele Projekte der Suchtprävention.
Auch zum Thema Gesunde Ernährung gibt es eine Tradition hier an der Bachgasse wie die Aktion Gesunde Jause und das Ampel-Projekt: Was ist ein gesundes Getränk?
Als Turnlehrer freuten mich natürlich all die Sportwochen, Sportfeste und Turniere. Aber auch kreative Sachen wie der Schulchor und die vielen Kunstprojekte. Manchmal tut es einfach gut, weg vom Verkopften und hin zum Kreativen zu schauen.
Das Schöne ist, dass man jetzt auf der Homepage der Schule auch sieht, was alles an tollen Aktivitäten an der Bachgasse passiert: https://www.bgmoedling-bach.ac.at
4. EV: Sie unterrichten BSK (Anm.: Bewegung und Sport für Knaben) und PUP (Anm.: Philosophie und Psychologie), sind Stellvertreter der Direktorin, waren im SGA aktiv – haben wir noch was vergessen?
WL: Was ich noch gemacht hab war Personalvertretung, und auch Kustos für Sport, sozusagen der Wächter über die Sportgeräte. Und Mitglied der ARGE der Turnlehrer*innen.
5. EV: Was waren Ihre schönsten Erlebnisse?
WL: Da gibt es so viel, zum Beispiel die Musicalaufführung die wir 1993 gemeinsam gemacht haben: „Little Shop of Horrors“. Da hab ich eine Pflanze gespielt, es wurde sogar in Baden und Wiener Neustadt aufgeführt, Regie führte Werner Sobotka von den Hektikern. Und der Lehrer-Schüler-Absolvent*innen-Chor, da hatten wir zum Beispiel sogar einen Auftritt bei Licht ins Dunkel im ORF.
Im sportlichen Bereich waren die Schikurse sehr bereichernd, besonders mit den Oberstufen, unvergesslich ist mir ein Kurs mit tollen Snowboardern in Obertauern. Oder die vielen Sommersportwochen. Oder das Spiel- & Sportfest 2000 zur 100-Jahr-Feier der Schule, mit Theater und viel Action.
6. EV: Was ist Ihnen als Lehrer besonders wichtig?
WL: Spaß! Leistung ist auch wichtig, aber der Spaß, die Freude darf nicht zu kurz kommen. Man muss auch ein Verständnis für Kinder entwickeln, die nicht so sportlich sind. Es gibt für jeden eine Art der Bewegung, die Spaß macht. Zum Beispiel spielen grad viele Kinder Frisbee, wie DiscGolf oder Ultimate. Auch Unihoc (Anm.: Hallenhockey) ist sehr beliebt. Aber ich setze schon auch Schwerpunkte, jahrelang hab ich Haltungsturnen gemacht, mit Kursen um 7 Uhr in der Früh in der Schule.
Sport ist übrigens auch in vielen VWA´s (Anm.: Vorwissenschaftlichen Arbeiten) Thema, oft im Bereich der Sportpsychologie.
7. EV: Was mögen Sie am Beruf des Lehrers?
WL: Ich bin ja ein Quereinsteiger in diesem Beruf. Davor war ich Versehrtensportlehrer, ich hab zum Beispiel mit der österreichischen Sitz-Volleyball-Mannschaft trainiert. Dann hab ich die Ausbildung zum Lehrer gemacht.
Jetzt arbeite ich seit beinahe 40 Jahren in diesem Job, der mir immer noch Spaß macht. Das würd ich jedem Menschen wünschen, so einen Beruf zu finden.
8. EV: Wir erleben gerade einen Zeitenwandel, viele Bereiche unserer Gesellschaft ändern sich. Welche Herausforderungen sehen Sie im Lehr-Beruf für die Zukunft?
WL: Die neuen gesetzlichen Änderungen im Dienstrecht für Jung-Lehrer*innen sind schon heftig, es ist oft zu verkopft. Sie fangen gleich mit vollem Tempo an. Gerade im ersten Jahr an einer Schule ist so viel neu, und nebenbei müssen manche Lehrer*innen jetzt auch noch ihre Masterarbeit schreiben. Das Gute ist: Die gegenseitige Unterstützung unter den jungen Kolleg*innen ist sehr hoch, das ist schön zu sehen.
Als Lehrer*in ist es natürlich auch schwierig, gegen Video-Spiele anzukämpfen. Aber wenn die Rahmenbedingungen stimmen, wie zum Beispiel kleine Klassengrößen, geht es schon ganz gut, die Kinder zu erreichen. Eine weitere Herausforderung ist sicher Social Media. Ein Ausgleich zu den Digitalen Medien ist einfach so wichtig. Mein Neffe war mit seiner Schule auf Schikurs – ohne Handy – und war ganz erstaunt, dass das möglich war.
Natürlich haben die Neuen Medien sehr viele Vorteile, SchoolFox und MS Teams nehmen viel Arbeit ab. Eine Anmerkung dazu noch an die Eltern: Die Nachrichten auf SchoolFox bitte auch bestätigen 😉
9. EV: Was möchten Sie den Eltern nach so vielen Jahren Praxis mit so vielen verschiedenen Kindern und Jugendlichen mit auf den Weg geben?
WL: Weniger auf die Noten schielen sondern auf Ihr Kind. Bedingungslose Wertschätzung und Empathie sind Grundpfeiler. Leistung ist auch wichtig, sollte aber nicht im Vordergrund stehen. Wichtig ist die physische und psychische Gesundheit des Kindes.
Lehrer*innen fällt oft was anderes auf an den Kindern als den Eltern, wir sehen die Kinder und Jugendlichen ja in einem anderen Rahmen. Eltern sind dafür sehr nah dran am Kind. Wenn wir all diese Möglichkeiten nutzen und zusammenarbeiten, können wir der nächsten Generation gemeinsam gut ins Leben helfen.
EV: Herzlichen Dank für das Gespräch und Ihren langjährigen Einsatz an der Bachgasse! Wir wünschen Ihnen alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.
Zur Person:
Mag.Walter Lawitschka
Familie: verheiratet, zwei Kinder, ein Hund (s. Schulhomepage: https://www.bgmoedling-bach.ac.at/muellaktion-bcp-3a/ )
Hobbys: Lesen, Sport, DIY, Urlaub machen.
Lieblingsmusik: Dr. Kurt Ostbahn (er war als Sportstudent an meiner alten Schule, wir sind auf alle Konzerte gegangen 😉 er war ein Großer), Ernst Molden & Ursula Strauss, neue Wiener Musik, Dialektmusik, ItaloPop wie Adriano Celentano.
Lebensmotto: Da zitiere ich wieder Dr. Kurt Ostbahn: „Passts auf, seids vorsichtig und lassts Euch nix gfallen.“ Und ich sag noch dazu: Bildung ist auch wichtig.